Schlafbezogene Bewegungsstörungen

Schlafbezogene Bewegungsstörungen

organische Schlafstörer

Bewegungsstörungen im Schlaf sind neben den Atmungsunregelmäßigkeiten die häufigsten organischen Schlafstörer. Das ICDS beschreibt folgende Bewegungsstörungen:

Restless Legs Syndrom (Syndrom der ruhelosen Beine)

  • periodische Beinbewegungen im Schlaf (PLMS)
  • schlafbezogene Beinkrämpfe
  • schlafbezogener Bruxismus
  • schlafbezogene rhythmische Bewegungsstörungen

Restless Legs (RLS)

Restless Legs (RLS) oder ruhelose Beine sind ein durchaus häufiges Phänomen. Es kommt bei rund fünf Prozent der Bevölkerung vor – und zwar in den meisten Fällen jenseits des 50. Lebensjahres. Zum Vorschein kommt es erst, wenn der/die Betroffene abends zur Ruhe kommt. Dann beginnt in den Beinen (gelegentlich auch in den Armen) ein schwer zu beschreibendes Kribbeln oder Unruhegefühl. Dieses Miss-Empfinden verschwindet erst, wenn sich der Patient wieder bewegt. Macht er dies nicht, kann sich das Miss-Empfinden bis hin zu Schmerzen steigern. Ein abendlicher Kino- oder Theaterbesuch ist daher oft eine Qual. Die Betroffenen sitzen häufig am Rand, um jederzeit kurz aufstehen zu können. Oft wandern die Patienten den ganzen Abend umher, weil sie keinen Schlaf finden.

Restless Legs sind bei vielen Menschen ein wesentlicher Grund für ihre Einschlafstörungen. Da es sich um eine organische Ursache handelt, kann man sie aber relativ gut behandeln. In keinem Fall aber mit herkömmlichen Schlafmitteln! Man sollte sie bei der Behandlung von Einschlafstörungen nicht übersehen. Die Ursache der zum Teil vererblichen Erkrankung (es gibt familiäre Häufungen, in denen mindestens ein Familienangehöriger generationenübergreifend schlecht schläft) ist unbekannt. Der Dopamin-Stoffwechsel scheint eine Rolle zu spielen, da die Symptomatik bei Gabe dopaminerger Parkinsonmittel verschwindet. Die Erkrankung hat aber nichts mit Parkinson zu tun, auch wenn die Medikamente aus der Parkinsontherapie genutzt werden.

In jedem Fall sollte man einen spezialisierten Arzt aufsuchen, wenn man unter Restless Legs leidet. Es gibt symptomatische Formen z.B. bei Eisenmangel, Diabetes oder Niereninsuffizienz (sehr viele Dialysepatienten leiden unter RLS), die man durch Ergänzung der Vitalstoffe zum Teil gut behandeln kann. Frauen leiden in der Schwangerschaft häufig unter Restless Legs. Hier spielt der veränderte Eisenstoffwechsel und auch die veränderte Blut- und Lymphzirkulation eine Rolle. Nach der Schwangerschaft sind sie meist wieder beschwerdefrei.

Man muss auch wissen, dass Restless Legs einer komplizierten Rhythmik unterliegen. Sie treten häufig erst in den Abendstunden auf und unterliegen so einer circadianen Tages-Rhythmik. Gleichzeitig gibt es eine Rhythmik im Wochen- und Monatsbereich. Es gibt Wochen, in denen der Patient kaum Beschwerden hat. Plötzlich beginnt die Symptomatik ohne erkennbaren Grund wieder – und verschwindet auch wieder. Dies hat Konsequenzen für die Behandlung.

Die Gabe von dopaminergen Medikamenten (Levodopa, z.B. Restex) sollte eher bedarfsgesteuert erfolgen und möglichst so gering wie möglich gehalten werden. Bei zu hoher Dauermedikation besteht die Gefahr einer Augmentation, d.h. einer Zunahme der Symptomatik unter Medikation und eines Wirkungsverlustes. Die Dauermedikation gehört daher in die Hand eines Spezialisten, insbesondere wenn bereits ein Wirkungsverlust eingetreten ist. Ich rate dringend von Eigentherapieversuchen mit dopaminergen Substanzen ab. Weitere hilfreiche Medikamente sind sogenannte Dopaminagonisten. Als Reservepräparate können bestimmte Morphinderivate gereicht werden.

Es gibt natürlich auch noch die Möglichkeit der naturheilkundlichen Behandlung. Als hilfreich haben sich zu abendliche Kalt- und Warmbäder sowie Einreibungen mit verschiedenen Ölen z.B. Eukalyptusöl erwiesen. In Norwegen bindet man sich zwei reine Wollfäden um die Fesseln. Man kann auch im Bett liegend die Beine fünf Minuten senkrecht an die Wand stellen und ausprobieren, ob sich die Symptomatik bessert. Wenn all das nicht hilft, sollte man Levodopa ausprobieren. Sehr viele Patienten mit RLS leiden zusätzlich unter periodischen Beinbewegungen im Schlaf. Wenn also die Hürde des „Nichteinschlafenkönnens“ überwunden ist, folgt die nächste Störung, die das Durchschlafen verhindert.

Die periodischen Beinbewegungen im Schlaf (PLMS)

Die periodischen Beinbewegungen treten erst auf, wenn der Patient einschläft oder eingeschlafen ist. Es kommt dabei zu einem unwillkürlichen Zucken der Beine – und zwar alle 90-120 Sekunden. Der Patient nimmt diese Bewegungen jedoch nicht wahr. Bei vielen Patienten kommt es dadurch zu Arousals (Weckreaktionen), die den Schlaf erheblich stören können und zu deutlicher Tagesmüdigkeit führen. Die Weckreaktionen sind oft so gering, dass der Patient den Eindruck hat, er habe durchgeschlafen. PLMS gehören bei jeder Form von Tagesmüdigkeit ausgeschlossen und sind ein häufiger Grund für nicht erholsamen Schlaf. Häufig treten RLS und PLMS gemeinsam auf, können aber auch separat vorkommen. Die an PLMS leidendenden Patienten müssen kein RLS haben. Man schätzt, dass fast 30 Prozent der über 50-Jährigen unter periodischen Beinbewegungen leiden. Bei jeder Form von Ein- und Durchschlafstörungen ist deshalb an ein PLMS zu denken. Um PLMS sicher auszuschließen, ist eine Untersuchung im Schlaflabor sinnvoll. Die Behandlung erfolgt ähnlich wie bei Restless Legs mit dopaminergen Substanzen und den damit verbundenen Regeln für die Einnahme (s. RLS). 

Nächtliche Wadenkrämpfe

Nächtliche Wadenkrämpfe entstehen durch eine Verkrampfung eines oder mehrerer Unterschenkelmuskeln. Da sie oft mit starken Schmerzen einhergehen, wird der Patient davon geweckt. Die Ursachen können vielfältig sein, die wesentlichen sind Elektrolytmangel (vor allem Magnesium), Überbelastung oder venöse Abflussstörungen. Insofern sind Sportler, Schwangere und ältere Menschen am häufigsten davon betroffen. Wer regelmäßig unter nächtlichen Wadenkrämpfen leidet, sollte zum Arzt gehen.

Theoretisch können auch ernstere Erkrankungen wie zum Beispiel Diabetes, eine chronische Niereninsuffizienz, Polyneuropathien (Degeneration peripherer Nerven) oder auch eine sogenannte amyotrophe Lateralssklerose dahinter stecken. Den gelegentlich auftretenden Wadenkrampf bekämpft man nachts mit Dehnung der Wadenmuskulatur. Dabei werden die Zehen gegen das Bettende (Brett muss vorhanden sein) oder auf den Boden gedrückt, dann wird die Ferse nachgeschoben, sodass der Wadenmuskel gedehnt wird. Man kann auch die Zehen mit den Händen zum Körper ziehen. Neben Dehnübungen kann die prophylaktische Einnahme von Magnesium vor dem Einschlafen sinnvoll sein. Hilft dies nicht, ist ein Arzt aufzusuchen.

Nächtliches Zähneknirschen

Nächtliches Zähneknirschen nennt man Bruxismus. Als Risikofaktoren gelten chronischer Stress, Ängste, Aggressionen, Alkohol, Koffein und Rauchen. In der Nacht (aber auch am Tag) kommt es dabei zu mahlenden Kaubewegungen, deren Geräuschentwicklung erheblich sein und sogar den Bettpartner stören kann. Es handelt sich um eine craniomandibuläre Funktionsstörung und die Stellung der Kiefergelenke, der Zähne sowie der Wirbelsäule sollten in jedem Fall von einem Zahnarzt und/oder einem Osteopathen kontrolliert werden.

Aus psychologischer Sicht stellt sich die Frage, warum der Patient die Zähne zusammenbeißen muss. Zähneknirschen hat in jedem Fall auch eine hohe emotionale Komponente. Es kann den Schlaf stören. Es ist in jedem Fall nicht gesund für die Zähne, kann Kieferschmerzen, Schmerzen der Kaumuskulatur, Ohrgeräusche (Tinnitus) und sogar Schwindel, Sehstörungen und Übelkeit auslösen. Wenn man ganzheitlich denkt, muss auch diese Störung ernst genommen werden. Es ist ein Symptom, dessen Ursache möglichst gefunden und beseitigt werden sollte.

Rhythmischen Bewegungen

Die rhythmischen Bewegungen beim Einschlafen treten meist ab dem neunten Lebensmonat auf. Es handelt sich um stereotype langsame Körperbewegungen wie das Kopfrollen (jactatio capitis/ Headbanging), was als Kopfschütteln oder Kopfnicken auftreten kann, seitliches Körperrollen (body rocking) oder Wippen in Bauchlage auf allen Vieren. Diese Phänomene verschwinden häufig bis zum zehnten Lebensjahr, persistieren allerdings teilweise auch bis ins Erwachsenenalter.

Die Ursache für diese motorischen Phänomene ist unklar. Die Symptome an sich sind harmlos, wenn dabei durch die Bewegungen keine Verletzungen auftreten. Man sieht diese Phänomene allerdings gehäuft bei deprivierten (sozial isolierten) Tieren, aber auch bei Heimkindern, insofern lässt sich unter Umständen ein tiefenpsychologischer Hintergrund finden. Die Therapie ist schwierig, die Gabe von Beruhigungsmittel sollte nur dann erfolgen, wenn Verletzungsgefahr besteht.

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